Kurze Einführung in das öffentliche Gesundheitswesen der Vereinigten
Staaten
Anthony DISTEFANO*
*University of California, Los Angeles (UCLA), Fachbereich öffentliches Gesundheitswesen
Die Aufgabe des öffentlichen Gesundheitswesens besteht darin, "im
Interesse der Gesellschaft die Bedingungen zu schaffen, die es den Menschen
ermöglichen gesund zu leben". (Institute of Medicine, Committee
for the Study of the Future of Public Health, Division of Health Care Services.
1988. The Future of Public Health. National Academy Press, Washington,
DC)
Das öffentliche Gesundheitswesen verwirklicht dieses Ziel durch organisierte,
interdisziplinäre Arbeit, die sich mit den körperlichen, mentalen
und umweltspezifischen Gesundheitsrisiken jener Gemeinden und Bevölkerungsgruppen
beschäftigt, die anfällig gegenüber Krankheiten und Verletzungen
sind. Dabei werden gesundheitsfördernde Maßnahmen sowie Technologien
zur Prävention von Krankheiten eingesetzt, um die Lebensqualität
zu verbessern.
Diese gesundheitsfördernden Maßnahmen und Präventionstechnologien
vereinen eine Vielfalt von Funktionen und Fachkenntnissen, die bei der
Erfüllung der drei folgenden Hauptaufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens
eine wichtige Rolle spielen:
1. Beurteilung und Überwachung von Gemeinden und Bevölkerungsgruppen,
deren Gesundheit gefährdet ist. So werden Gesundheitsrisiken erkannt
und es könen Prioritäten gesetzt werden.
2. Formulierung öffentlicher Richtlinien in Zusammenarbeit mit führenden
Gemeinde- und Regierungsmitgliedern zur Behebung bekannter lokaler und
nationaler Gesundheitsrisiken und Prioritäten.
3. Allen Bevölkerungsgruppen Zugang zu angemessener, kosteneffektiver
Gesundheitsversorgung, einschließlich gesundheitsfördernder
und präventiver Dienste, ermöglichen sowie die Effektivität
dieser Versorgung beurteilen.
Die zehn grundlegenden Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens:
1. Gesundheitszustand überwachen, damit Gesundheitsprobleme in der
Gemeinde erkannt werden.
2. Gesundheitsprobleme und -risiken in der Gemeinde diagnostizieren und untersuchen.
3. Über Gesundheitsrisiken informieren, aufklären und beraten.
4. Zur Erkennung und Behandlung von Gesundheitsproblemen Partnerschaften
zwischen Gemeinden fördern.
5. Richtlinien und Pläne zur Unterstützung individueller oder gemeindegesteuerter Gesundheitsmaßnahmen entwickeln.
6. Gesetze und Verordnungen zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit durchsetzen.
7. Zugang zu individuellen Gesundheitsdiensten bereitstellen und die Verfügbarkeit
von medizinischer Versorgung gewährleisten, wenn diese nicht anderweitig
erhältlich ist.
8. Kompetente Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitswesen und anderen
Gesundheitsberufen bereitstellen.
9. Effektivität, Zugänglichkeit und Qualität von individuellen
und bevölkerungsgruppenbasierten Gesundheitsdiensten bewerten.
10. Forschungsarbeit für neue Erkenntnisse sowie innovative Lösungen
für Gesundheitsprobleme fördern.
Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit im öffentlichen Gesundheitswesen
von der Arbeit in anderen Gesundheitsberufen?
Es gibt zahlreiche Unterschiede zwischen der Arbeit im öffentlichen
Gesundheitswesen und der Arbeit in anderen Gesundheitsberufen. Das öffentliche
Gesundheitswesen setzt sich aus verschiedenen Fachbereichen zusammen- darunter
Medizin, Zahnmedizin, Krankenpflege, Optometrie, Ernährung, Sozialarbeit,
Umweltwissenschaft, Gesundheitserziehung, Verwaltung von Gesundheitsdiensten
und Verhaltenswissenschaft - und seine Aktivitäten konzentrieren sich
nicht auf einzelne Patienten, sondern auf ganze Bevölkerungsgruppen.
Beispiel: Ärzte behandeln Patienten wegen einer spezifischen Krankheit oder Verletzung. Somit benötigen Patienten nur von Zeit zu Zeit medizinische Versorgung, d. h. wenn sie krank sind. Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens hingegen kümmern sich um die Überwachung und Diagnose von Gesundheitsproblemen ganzer Gemeinden oder Bevölkerungsgruppen und setzen sich im Interesse der Gesundheit der betroffenen Personen für gesundheitsfördernde Praktiken und Verhaltensweisen ein. Das öffentliche Gesundheitswesen sorgt also für die Gesundheit dieser Gemeinden und wird somit ununterbrochen gebraucht.
Daraus ergibt sich beispielsweise der folgende bevölkerungsbasierte
Ansatz zur Gewährleistung der Gesundheit:
* Es wird dafür gesorgt, dass unser Trinkwasser und unsere Gewässer
sicher sind.
* Durch das Erlassen von Verordnungen und die Entsorgung gefährlicher
Abfallstoffe werden Luft- und Bodenverschmutzung verhindert.
* Lebensbedrohliche Krankheiten wie Pocken und Polio werden ausgemerzt.
* Ansteckende Krankheiten und Viren wie Masern, HIV/AIDS, Tuberkulose und
Ebola werden eingedämmt und ihre Verbreitung wird verhindert.
* Über Richtlinien zur Gewährleistung der Sicherheit, darunter
z. B. Anschnallgurte und Sicherheitsvorschriften am Arbeitsplatz,
wird die Zahl der Todes- und Invaliditätsfälle durch unabsichtliche
Verletzungen reduziert.
* Gemeinden werden in die Lage versetzt, die psychische Gesundheit ihrer
Bürger zu verbessern und Drogenmissbrauch und Gewalt zu verringern.
* Zur Vorbeugung gegen chronische Krankheiten wie Krebs, Herzleiden und
Fettleibigkeit wird eine gesunde Lebensweise gefördert.
* Zur Verringerung von Geschlechtskrankheiten, Teenager-Schwangerschaften
und Säuglingssterblichkeit wird eine Gesundheitserziehung gefährdeter
Bevölkerungsgruppen durchgeführt.
* Zugang zu kosteneffektiver Versorgung wird sichergestellt.
* Die Effektivität von klinischen und gemeindebasierten Eingriffen
wird bewertet.
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