Eine klinische Studie der
Intervallform von Kohlenmonoxidintoxikation
Takeshi MATSUISHI1), Tatsuro NAGASAKI2), Nobuo KIRIIKE3), Anne MILLAR1)
1)Nationale Universität Yokohama, Fähigkeit der menschlichen Wissenschaft
2)Städtisches Krankenhaus von
Fujisawa, Abteilung der Psychiatrie
3)Osakastadtuniversität, Fähigkeit von Medizin, Abteilung der
Psychiatrie
Abstract
Es wird eine Langzeitstudie von 4 Fällen der Intervallform der Kohlenmonoxidintoxikation (CO-Intoxikation) samt den Ergebnissen von Computertomografien (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) vorgestellt. Das Luzidintervall, welches das Intervall zwischen der akuten Phase der Vergiftung und dem Auftreten verzögerter neurologischer Folgeerscheinungen beschreibt, schwankte zwischen 17 und 32 Tagen. In allen vier Fällen bestanden die charakteristischsten Symptome aus geistigem Verfall, Urin- und Fäkalinkontinenz, Gehstörungen sowie Mutismus. In zwei der Fälle traten andere neuropsychologische Symptome wie räumliche Agnosie, Fingeragnosie und Bekleide-Apraxie auf.
CT-Scans in 3 von 4 Fällen ergaben, dass eine niedrige
Dichte an weißer Hirnsubstanz im Stirnhirnlappen als neuropathologisches Substrat involviert
ist. In dem einem Fall, dessen CT keine abnormalen Anzeichen der weißen Gehirnmasse
aufwies, wurde mit MRT untersucht. In der periventrikulären Region
des Stirnhirnlappens wurde ein Bereich mit Abnormität festgestellt.
Einführung.
Im Jahr 1906 beschrieb
Sibelius C. als erster die Intervallform der Kohlenmonoxidintoxikation als eine Serie von neurologischen Symptomen, welche im Anschluss an eine Periode klaren Verstands von variabler Dauer nach der akuten Phase der Intoxikation auftreten. Klinisch ist sie durch verschiedene neurologische und psychologische Symptome gekennzeichnet, zu deren häufigsten Gehstörungen, geistiger Verfall, Urin- und Fäkalinkontinenz sowie Mutismus zählen.
In der Intervallform der Kohlenmonoxidvergiftung ist die weiße Hirnsubstanz des Stirnhirnlappens betroffen. Einige vertreten die Ansicht, dass die Hypoxie den pathologischen Hauptfaktor darstellt; das allein kann jedoch die zur Demyelinisierung führenden Veränderungen nicht erklären (Brierley und Graham, 1984).
Es wird angenommen, dass CO einen bestimmten zytotoxischen Effekt hat und die
als Grinker-Myelinopathie bekannten Beschwerden sowie eine Reduktion des
Blutflusses hervorruft (Ginsberg et al.,1974).
In der Literatur wird der Intervallform der CO-Intoxikation wenig Aufmerksamkeit
geschenkt. Zur Hervorhebung dieser ernsten Form der Vergiftung präsentieren
die Autoren vier Fälle im Detail. Zur Untersuchung der im Gehirn eingeleiteten
degenerativen Veränderungen wurden CT und MRT eingesetzt, um die Pathogenese
dieser Form der CO-Intoxikation zu durchleuchten.
Darüber hinaus untersuchen die Autoren die therapeutische Wirkung von Sauerstoff bei hohem Druck oder der hyperbare Sauerstofftherapie, welche in der Vergangenheit auf die Behandlung der Akutformen der CO-Intoxikation beschränkt war, bei der Behandlung der Intervallform jedoch viel versprechende Anzeichen zeigt.
FALLBERICHTE
FALL 1.
Ein
57-jähriger Mann namens B.J. litt aufgrund eines geschäftlichen Misserfolgs seit
einem Jahr an Depressionen. Am 5. Juni 1984 unternahm er durch Einatmen von
Autoabgasen einen Suizidversuch. Während der Ausführung änderte er seine Absicht
und bat in seinem benommen Zustand einen Vorbeikommenden um Hilfe. Er wurde
sofort ins Krankenhaus gebracht. Bei seiner Aufnahme war sein neurologische
Befund normal und er blieb mit Ausnahme gelegentlicher Perioden, in denen er ins
Delirium abglitt, bei Bewusstsein.Nach 5 Tagen wurde der Patient entlassen.
Der geistige Wachzustand des Patienten hielt 31 Tage an, bis sich die für
die Intervallform der CO-Vergiftung charakteristischen Symptome einstellten.
Zunächst traten bei dem Patienten Urin- und Fäkalinkontinenz, Mutismus und
Gehstörungen auf. Der Zustand des Patienten verschlechterte sich zusehends,
binnen einer Woche verfiel er in einen beinahe vollständig apallischen Zustand
(Kretschmer 1940). Zu diesem Zeitpunkt wurde er wieder stationär aufgenommen.
Bei der neurologischen Untersuchung reagierte er nicht auf Stimuli und konnte
nicht sprechen. In den oberen Gliedmaßen war prominent beidseitiges Gegenhalten
vorhanden, auch konnten primitive Reflexe wie Greif- und Saugreflexe
hervorgerufen werden. Tiefe Sehnenreflexe waren vorhanden und z.T. übertrieben,
auch gab es beim Patienten positive Babinski-Zeichen. Es wurde keine Störung des
Schluckmechanismus festgestellt. Der Schlafzyklus des Patienten war unverändert.
Lungen- und Herz-Kreislaufsystem waren nicht beeinträchtigt. Labortests ergaben
mit Ausnahme einer Infektion der unteren Harnwege keine Komplikationen im
Viszeralbereich.
Der Patient blieb zwei Monate in stationärer Behandlung.
Während dieses Zeitraums blieb sein Zustand unverändert. Gelegentlich formte er
einfache Worte wie "Ja" oder "Guten Morgen". Er konnte seine Gliedmaßen in
begrenztem Umfang wieder bewegen, hatte jedoch Schwieirigkeiten, eine aufrechte
Haltung zu bewahren und neigte dazu, seine Wirbelsäule zu dehnen. Es war eine
Zunahme der Libido festzustellen; der Patient berührte kontinuierlich seine
Genitalien. In einem bei seiner Aufnahme durchgeführten CT-Scan konnte ein
diffuser Bereich geringer Dichte festgestellt werden, der sich in der weißen
Masse des Zerebrums raumgreifend ausdehnte. Diese Ergebnisse waren nach zwei
Monaten unverändert. Im EEG wurden Delta- und Thetawellen mit niedriger Spannung
festgestellt. Alphawellen konnten nicht festgestellt werden. Bei einem nach
einem Jahr vorgenommenen CT-Scan zeigte sich, dass sich die diffuse Atrophie des
Hirns und der Bereich niedriger Dichte ausschließlich auf den Stirnhirnlappen
beschränkt hatte.
FALL 2
M.C., ein gesunder 51-jähriger leitender
Angestellter eines Unternehmens, wurde am 23. März 1984 in ein Krankenhaus
aufgenommen, nachdem er in komatösem Zustand aufgefunden worden war. In der
Nacht vom 22. zum 23. wurde M.C. nach dem übermäßigen Genuss von Alkohol in
seinem Auto ohnmächtig. Das Auto war in einer Garage geparkt, der Motor lief. Am
folgenden Morgen wurde er entdeckt und sofort in ein Krankenhaus
eingeliefert.
Bei seiner Aufnahme zeigten sich in einem CT-Scan Bereiche
niedriger Dichte im Pallidium und in der inneren Kapsel. Im EEG zeigten sich
diffuse Thetawellen von mäßiger Amplitude und einer Frequenz von 6Hz.
Alphawellen waren nur selten festzustellen. Der Patient wurde sofort einer
Sauerstoff-Hochdrucktherapie unterzogen; diese musste jedoch nach der ersten
Anwendung wegen der Entwicklung eines Lungenödems abgebrochen werden. Allmählich
wurde der Patient zunehmend wacher. Nach einer Woche schien es, dass er
vollständig geheilt war. In einem zu diesem Zeitpunkt vorgenommenen CT wurden
ähnliche Anzeichen der Heilung samt einer Abnahme des Bereichs mit niedriger
Dichte im Pallidium und in der inneren Kapsel verzeichnet. Im EEG zeigten sich
okzipital dominante Alphawellen von 9 Hz mit moderater Amplitude (40 - 80
mmvol.). Hyperventilation rief einen mäßigen Anstieg der Thetawellen hervor.
Der geistige Wachzustand des Patienten hielt 31 Tage an, bis sich
neurologische Komplikationen einstellten. Es traten Mutismus und Urininkontinenz
auf. Eine Demenz griff rasch um sich. Zum 18. April konnte er nur mehr auf
seinen Namen reagieren. Er konnte mit fremder Hilfe gehen, neigte jedoch stark
dazu, sein Rückgrat zu dehnen und lehnt sich häufig nach hinten. Inertie war
markant. Der Patient nahm über lange Perioden abnormale Haltungen ein. Mithilfe
des Würfeltests von Korse wurde beim Patienten ein IQ von unter 33 festgestellt.
In den ersten Wochen der Intervallform der CO-Vergiftung wurde der Patient
einer Sauerstoff-Hochdrucktherapie unterzogen. Er wurde in 10 Therapiesitzungen
täglich behandelt, danach wurde die Therapie abgesetzt, da sie als wirkungslos
eingestuft wurde. Am 4. Mai wurde er in ein Krankenhaus für langfristige
Rehabilitation überstellt. Die Urininkontinenz verschwand und sein Gang wurde
sicherer, das Parkinson-Syndrom blieb jedoch bestehen. Einige Monate später
traten bestimmte neurologische Symptome auf. Die hervorstechendsten waren
Bekleide-Apraxie, räumliche Agnosie, Fingeragnosie, Dyskalkulie und konstruktive
Apraxie auf.
Am 14. August wurde sein IQ anhand eines WAIS-Tests auf 59
geschätzt. In einem am 9. August durchgeführten EEG zeigten sich okzipital
dominante langsame Alphawellen mit einem bestimmten Grundrhythmus. Zum 9.
November war sein EEG normal. In einem CT-Scan stellte sich der Bereich mit
geringer Dichte im Pallidium und in der inneren Kapsel verkleinert und schärfer
abgegrenzt dar. Obwohl in der CT keine Abnormitäten der weißen Hirnsubstanz
festgestellt wurden, zeigten sich im MRT-Scan deutlich feststellbare abnorme
Bereiche in der periventrikulären Region des Stirnhirnlappens, die auf eine
Demyelinisierung der weißen Hirnsubstanz hindeuteten. Darüber hinaus ließ sich
eine hauptsächlich auf der Atrophie der weißen Hirnsubstanz beruhende diffuse
Atrophie des Hirns feststellen. Nach weiteren 8 Monaten befand sich der Patient
weiterhin in einem Demenzzustand und wies im Test einen IQ von 71 auf. Am 26.
Dezember wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. Gegenwärtig wohnt er bei seiner
Frau, er ist in seinem euphorischen Zustand verblieben und es gibt wenig
Hoffnung, dass er zu seiner früheren beruflichen Tätigkeit zurückkehren kann.
FALL 3.
Ein 47-jähriger Mann namens S.M. befand sich aufgrund von
Eheproblemen in einem depressiven Zustand. Am 21. August 1987 versuchte er einen
Suizid, indem er sich mit Autoabgasen vergiften wollte. Er wurde 4 Stunden
später in komatösem Zustand entdeckt. Der Patient blieb 72 Stunden lang
bewusstlos und erlangte anschließend nach und nach sein Bewusstsein. Nach einem
Intervall von 17 Tagen bei klarem Verstand wurde er ruhelos und begann ziellos
umherzuwandern. Eine Woche später hatte er Schwierigkeiten beim Gehen, seine
Bewegungen erfolgten verzögert und mutistisch. Anschließend verfiel er in einen
apallischen Zustand und wurde in ein Krankenhaus eingewiesen.
Bei der
neurologischen Untersuchung anlässlich der Aufnahme zeigten sich übertriebene
beidseitige tiefe Sehnenreflexe und Muskelrigidität in allen Gliedmaßen. Ebenso
war Urin- und Fäkalinkontinenz feststellbar. Der Patient wurde sofort einer
Hochdruck-Sauerstofftherapie unterzogen und war nach 9 Therapiesitzungen
imstande, eine Unterhaltung zu führen. Zu diesem Zeitpunkt manifestierte sich
beim Patienten das Korsakow-Syndrom samt bestimmter neuropsychologischer
Syndrome. Auch war eine Zunahme der Libido des Patienten festzustellen. Nach 20
Therapiesitzungen der Hochdruck-Sauerstofftherapie verschwand die Inkontinenz
des Patienten, die Behandlung musste jedoch aufgrund finanzieller
Einschränkungen eingestellt werden. S.M. wurde entlassen und in eine
psychiatrische Einrichtung überstellt.
Aus den EEG- und CT-Ergebnissen des
Patienten sind folgende Muster erkennbar: Beim Ausbruch der verzögerten
neurologischen Komplikationen zeigten sich im EEG Delta- und Thetawellen mit
moderater Amplitude in der Frontalregion. Beim CT-Scan wurde ein Bereich mit
geringer Dichte der weißen Hirnmasse im Stirnhirnlappen festgestellt. Am 3.
Oktober stellte sich im EEG ein Muster von rascheren Wellen mit niedrigerer
Amplitude ein; zum 23. Oktober wurden Alphawellen von mäßiger Amplitude mit
einer Frequenz von 10Hz verzeichnet. Bei nachfolgenden CT-Scans ergab sich, dass
der Bereich geringer Dichte im Stirnhirnlappen deutlich angewachsen war. Zu
keiner Zeit wurden Bereiche niedriger Dichte in der grauen Hirnmasse beobachtet.
FALL 4.
D.S., ein 44-jähriger Mann, war tief verschuldet. Am 25. Januar
1982 versuchte er sich durch Einatmen von Autoabgasen das Leben zu nehmen. Sechs
Stunden später wurde er in komatösem Zustand aufgefunden, der weitere zwei
Stunden andauerte. Nach einer symptomfreien Periode von 32 Tagen begann eine
Zeit mit Urininkontinenz und Gehstörungen. Der Patient verfiel in einen
apallischen Zustand und wurde am 10. März für eine Hochdruck-Sauerstofftherapie
stationär aufgenommen.
Der neurologische Test bei der Aufnahme ergab, dass
der Patient mutistisch war. Er zeigte primitive Reflexe, auch Gegenhalten war
vorhanden. Ebenso hatte der Patient ein positives beidseitiges Pyramidenzeichen.
Nach einigen Therapiesitzungen mit Hochdruck-Sauerstoff konnte D.S. auf seinen
Namen reagieren und mit fremder Hilfe essen. Er wurde allmählich selbständiger
und gewann die Bewegungsfähigkeit seiner Gliedmaßen zurück. In sitzender Haltung
neigte er dazu, sein Rückgrat auszudehnen; sein Körper wurde sehr steif. Das
Korsakow-Syndrom war vorhanden und dauerte 2 Wochen. Am 20. März hatte er 8
Sitzungen der Hochdruck-Sauerstofftherapie absolviert und war zu einfachen
Gesprächen imstande. Nach 11 Sitzungen konnte er trotz des vorhandenen
Parkinson-Syndroms langsam gehen. Es wurden verschiedene neuropsychologische
Symptome wie visuell-räumliche Agnosie, Bekleide-Apraxie und konstruktive
Apraxie beobachtet, die nach einem Monat verschwanden. Der Patient wurde
vollständig geheilt und kehrte an seine frühere Arbeitsstelle zurück. Die
EEG-Ergebnisse waren wie folgt: Bei der Aufnahme wurden Deltawellen mit hoher
Spannung in der Frontalregion verzeichnet, am 30. April jedoch war das EEG
normal. Auf ähnliche Weise dokumentierte sich die Heilung des Patienten in den
CTs. Bei der Aufnahme wurde im Stirnhirnlappen ein hervorstechender Bereich von
geringer Dichte wahrgenommen, der jedoch allmählich verschwand. Zum 20. Juni
wurden mit Ausnahme einer leichten Dilatation des 4. Ventrikels praktisch keine
Abnormitäten festgestellt.
BETRACHTUNG
Das neuropathologische Substrat ist bei der
akuten Form der CO-Vergiftung diffus im Zentralnervensystem verstreut. Garland
und Pearce (1967) stellten bei ihren Untersuchungen von Opfern im Rahmen der
Leichenschau eine Häufung von Bereichen mit niedriger Dichte in bestimmten
Regionen der grauen Hirnmasse, insbesondere im Pallidium, den Basalganglien, dem
Hippokampus und der Purkinje-Zellschicht des Zerebellums fest. Demyelinisierung
und nekrotische Läsionen wurden auch in der weißen Hirnmasse des Zerebrums
festgestellt. Darüber hinaus machten sie die
Beobachtung, dass keine Kombination neurologischer und psychiatrischer Symptome
als spezifisch für die CO-Intoxikation gelten konnte, da alle Kombinationen auch
in anderen hypoxischen Zuständen auftreten können.
In dieser Betrachtung
konzentrieren wir uns auf die Beziehung zwischen klinischer Präsentation und den
CT-Ergebnissen. Sawada et al. behaupten, dass bei Patienten, in deren CT
deutlich abgegrenzte Bereiche niedriger Dichte im Pallidium wahrzunehmen waren,
die Langzeitprognose ungünstig war. Jedoch findet sich bei Sawada et al. kein
Verweis auf die Intervallform der CO-Vergiftung und auf die mit ihr verbundenen
neuropathologischen Veränderungen. Nach den Erkenntnissen in unseren vier
Fällen stellt die Intervallform der CO-Vergiftung ein abweichendes klinisches
Szenario dar. Im Wesentlichen scheint das neuropathologische Substrat auf die
weiße Hirnmasse des Zerebrums, insbesondere auf den Stirnhirnlappen beschränkt
zu sein. Man nimmt an, dass Kohlenmonoxid spezifische zytotoxische Wirkungen
hat, welche in einem als Grinker-Myelinopathie bezeichneten neuropathologischen
Zustand resultieren (Grinker, 1925, Lapresle und Fardeau, 1966). Während der
akuten Form eingeleitete degenerative Veränderungen können jedoch in der
Intervallform andauern. Sie würden das Vorhandensein von Bereichen mit niedriger
Dichte in der grauen Hirnmasse erklären.
Von den vier hier präsentierten
Fällen der Intervallform der CO-Intoxikation wird durch drei deutlich belegt,
dass sich der pathologische Hauptort in der weißen Gehirnmasse des Zerebrums,
vor allem im Stirnhirnlappen befindet. Dies entspricht auch den Erkenntnissen
von Yoshii et al. (1980), der die Intervallform der CO-Vergiftung untersucht und
ähnliche CT-Ergebnisse beschrieben hat. In
den hier präsentierten Fällen werden die Muster oder Anzeichen und Symptome
durch die CT-Ergebnisse belegt. Beim Fall 3, S.M., traten nach einer Periode von
17 Tagen mit wachem Verstand die klinischen Merkmale der Intervallform der
CO-Vergiftung auf. Beim CT-Scan wurde ein Bereich mit geringer Dichte der weißen
Hirnmasse im Stirnhirnlappen festgestellt, welche sich zunehmend vergrößerte.
Entsprechend verschlimmerten sich die Symptome des Patienten und er wurde
anschließend in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Fall 1 wies ein ähnliches
Muster auf. Bei Fall 4, D.S., gab es eine symptomfreie Periode von 32 Tagen,
bevor er in einen apallischen Zustand verfiel. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei
einem CT-Scan ein markanter Bereich mit geringer Dichte der weißen Hirnmasse im
Stirnhirnlappen festgestellt. Dieser Patient war insofern einmalig, als er
sofort eine Hochdruck-Sauerstofftherapie erhielt, die bis zu seiner vollen
Genesung fortgesetzt wurde. Die Genesung des Patienten spiegelte sich in einem
CT-Scan wieder, wobei mit Ausnahme einer Dilatation des 4. Ventrikels praktisch
keine Abnormitäten feststellbar waren. In der Vergangenheit war der Einsatz der
Therapie mit Hochdruck-Sauerstoff auf Patienten mit akuter CO-Vergiftung
beschränkt, die hier dargelegten Resultate deuten jedoch auf eine mögliche Rolle
dieser Therapie bei der Behandlung der CO-Vergiftung in ihrer Intervallform hin.
In Fall 2 ergab sich ein etwas anderes CT-Profil. Während der akuten Phase war
der CT-Scan charakteristisch, mit Bereichen niedriger Dichte im Pallidium und in
der inneren Kapsel. Mit zunehmender Wiederherstellung des Patienten aus der
akuten Phase verkleinerte sich dieser Bereiche niedriger Dichte. Nach einem
Intervall von 17 Tagen bei klarem Verstand stellten sich die für die
Intervallform der CO-Vergiftung charakteristischen neurologischen Symptome mit
Verzögerung ein. Obwohl in der CT keine Abnormitäten der weißen Hirnsubstanz
festgestellt wurden, zeigten sich im MRT-Scan deutlich feststellbare abnorme
Bereiche in der periventrikulären Region des Stirnhirnlappens, die auf eine
Demyelinisierung der weißen Hirnsubstanz schließen ließen. Auch Choi (1983)
berichtet über die Ergebnisse von CT-Scans bei Personen, die an der
Intervallform der CO-Vergiftung leiden. Von den untersuchten 17 Fällen waren in
5 Fällen beidseitige Bereiche von niedriger Dichte in den Basalganglien
feststellbar, 2 Fälle wiesen Bereiche geringerer Dichte in der weißen
Gehirnmasse auf, während bei den restlichen 10 keine Abnormitäten verzeichnet
wurden. Choi unterließ jedoch die
Untersuchung der Wechselbeziehung zwischen den aufgetretenen Symptomen und den
degenerativen Veränderungen im Nervengewebe; es ist daher schwierig, seine
Erkenntnisse zu kommentieren. Bedauerlicherweise ist die Anzahl der Fälle, in
welchen die degenerativen Veränderungen mit den klinischen Anzeichen in Bezug
gesetzt werden, recht niedrig. Aus klinisch-pathologischer Sicht deuten die hier
erhaltenen Ergebnisse darauf hin, dass die Läsion der weißen Hirnmasse für die
bei der Intervallform der CO-Vergiftung auftretenden klinischen Symptome
verantwortlich ist.
Die Rolle der Hochdruck- oder der hyperbaren
Sauerstofftherapie bei der Behandlung von Kohlenmonoxidvergiftung darf nicht
ignoriert werden (Hyperbare Sauerstofftherapie: Ein Ausschussbericht); sie
erfordert sofortige Untersuchung. Viele Autoren haben belegt, dass gesteigerte
Teildrücke von O2 die Absonderung von COHb im menschlichen Körper
beschleunigen (Britten und Myers,1985, Pace et al.,1950). Auf ähnliche Weise
könnte die Wiederherstellung der Mitochondrienfunktion (Brown und
Piantadosi,1989) mit der therapeutischen Wirkung von
Hochdruck-Sauerstofftherapie in Beziehung stehen. Kürzlich wurde behauptet, dass
die Wirkung der Hochdruck-Sauerstofftherapie auf die Beteiligung
polymorphonuklearer Leukozyten an durch CO vermittelten neurologischen
Verletzungen (Thom, 1993a) zurückzuführen ist. Aus klinischer Erfahrung wird die
Hochdruck-Sauerstofftherapie als wirksame Behandlung der akuten CO-Vergiftung
betrachtet, obwohl die Wirksamkeit bisher noch nicht wissenschaftlich
nachgewiesen wurde. Thom et al. (1995) untersuchten in einer randomisierten
kontrollierten Studie die Wirkung der Hochdruck-Sauerstofftherapie in Fällen
akuter CO-Intoxikation und stellten dabei fest, dass die Inzidenz neurologische
Folgeerscheinungen bei der behandelten Gruppe geringer war.
In Japan wird die
Hochdruck-Sauerstofftherapie auch für die Behandlung der Intervallform der
CO-Vergiftung angewandt. Nach den in diesem Papier präsentierten Ergebnissen und
aus anderen Studien (Kawasaki et al.,1982) würde es scheinen, dass die
Behandlung mit Hochdruck-Sauerstoff die wirksamste Methode darstellt, sofern sie
sofort bei Ausbruch der Intervallform angewandt wird. Aus diesem Grund ist eine
frühzeitige Diagnose von entscheidender Bedeutung. Während des anfänglichen
anoxischen Insults oder der Latenzperiode kennzeichnen jedoch keine wie immer
gearteten klinischen Anzeichen die Patienten, welche im späteren Verlauf einen
Rückfall erleiden werden, gegenüber jenen, bei welchen eine unkomplizierte
Genesung eintreten wird. Es scheint jedoch, dass die Intervallform mit einer
abnehmenden Dichte der weißen Hirnmasse im Stirnhirnlappen einhergeht.
Mit
dem Versuch, die degenerativen Veränderungen und die bei dieser schweren Form
der CO-Vergiftung involvierten Mechanismen zu verstehen, wird die Notwendigkeit
weiterer umfassender Forschung unterstrichen. Die Magnetresonanztomografie (MRT)
ist eine extrem empfindliche Methode zur Entdeckung degenerativer Veränderungen
im Gehirn und könnte sich als prognostische Leitlinie zu den Folgen einer
Kohlenmonoxid-Intoxikation erweisen.
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