Studie zur Häufigkeit des Auftretens tiefgreifender Entwicklungsstörungen in Yokohama City

Takeshi MATSUISHI

Abteilung für Heilpödagogik, Fakultät für Erziehung und Humanwissenschaften, Yokohama National University

Wir untersuchten Personen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die das 18. Lebensjahr vollendet hatten und zwischen April 2003 und März 2005 in der Behindertenhilfe von Yokohama in Behandlung waren.
Insgesamt wurde dort bei 97 Patienten, 84 männlichen und 13 weiblichen, Autismus (gemäß DSM-IV) diagnostiziert; das entspricht einem Männer-Frauen-Verhältnis von 6,5:1. 68 der männlichen und 10 der weiblichen Patienten hatten nach dem Tanaka-Binet-Test einen IQ von höchstens 75, litten also an mentaler Retardierung. Dies zeigt, dass die Rate des „High Function Autism“ ohne begleitende mentale Retardierung bei 19,6 % liegt. Dieses Ergebnis stimmt mit den Resultaten im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder (DSM, Handbuch für Diagnose und Statistik bei mentalen Störungen), vierte Auflage, herausgegeben von der American Psychiatric Association1), überein. Dessen Studien ergaben, dass 75 % der Fälle von Autismus von mentaler Retardierung begleitet sind.

Als Nächstes möchte ich die Häufigkeitsrate tiefgreifender Entwicklungsstörungen in Zusammenhang mit Autismus bzw. Asperger-Syndrom aufführen. Unsere Studien in Yokohama City ergaben, dass die Häufigkeitsrate mentaler Retardierung bei 0,74 % der Bevölkerung liegt2) und dass innerhalb dieser Gruppe der Anteil der Patienten mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen 16,2 % ausmacht3). Auf diesen Werten basierend macht der Teil der Menschen mit Autismus mit begleitender mentaler Retardierung 0,12 % der Gesamtbevölkerung aus. Wenn wir die 78 Personen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und begleitender mentaler Retardierung, 19 Personen mit Autismus ohne mentale Retardierung (der so genannte „High Function Autism“) und 7 Personen mit Asperger-Syndrom insgesamt betrachten, so lässt sich feststellen, dass die Häufigkeitsrate tiefgreifender Entwicklungsstörungen bei 0,16 % liegt. (Nur männliche Patienten waren vom Asperger-Syndrom betroffen; in keinem der Fälle war die Krankheit von mentaler Retardierung begleitet.) Dies zeigt, dass tiefgreifende Entwicklungsstörungen bei 16 von 10.000 Menschen auftreten. (Lässt man das Asperger-Syndrom außer Betracht, sind es 15 von 10.000 Menschen.) Diese Zahlen stimmen ziemlich genau mit den Ergebnissen der von Wing durchgeführten Studie4) überein, die ergab, dass 21.2 von 10.000 Menschen an tiefgreifenden Entwicklungsstörungen leiden; zu einem vergleichbaren Ergebnis kam auch Gillbergs Studie aus dem Jahr 19865). Unsere Studie basiert auf Anfragen von Personen mit mentaler Retardierung oder tiefgreifenden Entwicklungsstörungen sowie deren Familien, die Unterstützung vom Sozialsystem fordern. Da manche von diesen Krankheiten betroffene Menschen keine solchen Anfragen stellen, liegen die aus unserer Studie hervorgehenden Zahlen möglicherweise leicht unter dem tatsächlichen Prozentsatz.

Laut unserer Studie wird nur einer von 10.000 Menschen mit Asperger-Syndrom diagnostiziert. Wie jedoch Gillberg et al. später (1993) berichteten, liegt dieser Satz bei 36 von 10.000 Menschen. 56 von 10.000 leiden an tiefgreifenden Entwicklungsstörungen6), rechnet man die 20 von 10.000 Menschen mit Autismus mit ein. Zwischen diesen Ergebnissen und unseren besteht eine große Diskrepanz. Yokohama City kann auf eine lange Geschichte medizinischer Diagnose und der Unterstützung seitens des Sozialsystems für Patienten mit mentaler Retardierung (einschl. Autisten mit mentaler Retardierung) zurückblicken. Eine derartige Unterstützung für Patienten über 18 Jahre mit „High Function Autism“ oder Asperger-Syndrom findet gemäß den lokalen Gesetzen jedoch erst seit April 2001 statt. Da nur wenige Patienten mit Asperger-Syndrom um Unterstützung durch das Sozialsystem gebeten haben, muss Yokohama City die medizinische Diagnose sowie ein entsprechendes Sozialsystem weiter entwickeln und die Ergebnisse mit denen der Studie von Gillberg et al. vergleichen.

Literaturhinweis

1)the American Psychiatric Association: Diasgnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth Edition. 1994.
2)Yoshida, A., Sugano. T., Matsuishi.M.: Mental Retardation Incidence in Yokohama City. Journal of Disability and Medico-Pedagogy. Vol.5.16-17. 2002.
3)Yoshida, A., Sugano, T., Matsuishi, T., Endo, K., Yamada. Y.: A Study on Complications of Mental Retardation, Journla of Disability and Medico-pedagogy, Vol.15.6-8, 2007
4)Wind, L.and Gould, J.: Severe impaiments of social interaction and associated abnormalities in children: epidemiological and classification. Journal of Autism and Childhood Schizophrenia, Vol.9. 11-29.1979.
5)Gillberg, C., Persson, E., Grufman, M. and Themner, U.: Psychiatric disorders in mildly and severely mental retarded urban children and adlescents: epidemiological aspects. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 12,131-144, 1986
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6)Ehlers, S. and Gillberg, C.: The epidemilologyof Asperger syndrome: A total population study. Journal of Child Psychologyand Psychiatry, 34, 1327-1350,1993

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