Eine Untersuchung der neuropsychiatrischen Komplikationen und medikamentösen Behandlung mental Retardierter


Kumiko MATSUMORI,Takeshi MATSUISHI



Zwischen den endogenen Symptomen mentaler Retardierung und den damit verbundenen neuropsychiatrischen Komplikationen ist bislang keine klare Unterscheidung möglich. Daraus entstehen Probleme sowohl bei der Forschung als auch bei der Diagnose. Bislang gibt es keine ausreichenden Untersuchungen zu dieser Thematik. Erschwerend fur die Diagnose ist die in der Psychiatrie unzureichende Unterscheidung zwischen mentaler Retardierung und anderen Formen seelischer Krankheiten. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde zunächst der Anteil neuropsychiatrischer Komplikationen bei mental Retardierten ermittelt.

Für diese Untersuchung wurden einhundert Testpersonen aus dem Patientenstamm des "Social Welfare Center of Yokohama City for the Person with Mental Retardation" ausgewählt, die dort zwischen April 1999 und März 2000 zu Beratungsgesprächen mit Sozialarbeitern sowie für psychologische und medizinische Untersuchungen vorstellig wurden.

Das Alter der Testpersonen lag zwischen 14 und 53 Jahren. Mehr als die Halfte (54 %) waren 17 oder 18 Jahre alt (Geburtsjahrgang 1980 oder 1981). 68 Männer und 32 Frauen nahmen teil. Die Schwere der mentalen Retardierung verteilte sich wie folgt: 20 Patienten schwerstbehindert; 18 Patienten schwerbehindert; 30 Patienten mittelgradig behindert; 27 Patienten leicht behindert; 5 Patienten minimal behindert.

Komplikationen wurden in den drei Kategorien Epilepsie, Autismus und sonstige neuropsychiatrische Symptome erfasst. Epilepsie lag bei 39 Patienten vor. 19 Patienten wurden mit Autismus und verwandten Komplikationen diagnostiziert. Insgesamt bestanden Komplikationen bei 67 Patienten.

Das zweite Ziel der Untersuchung war eine Studie der medikamentosen Behandlung mental Retardierter. 14 Patienten wurden nur mit Anti-Epilepsie-Medikamenten behandelt, 21 ausschließlich mit psychotropen Medikamenten.

Der Anteil der Patienten, die Anti-Epilepsie-Medikamente erhalten, steigt mit dem Schweregrad der Behinderung. Psychotrope Medikamente hingegen werden deutlich öfter in Fällen minimaler bzw. nicht eindeutig diagnostizierter Krankheit verabreicht.

Zusammenfassend ergab die Untersuchung, dass bei 67 % der mental retardierten Patienten neuropsychiatrische Komplikationen vorlagen. 39 % erhielten Anti-Epilepsie-Medikamente und/oder psychotrope Medikamente. 14 % der Patienten erhielten ausschließlich Anti-Epilepsie-Medikamente. Werden die Patienten hinzugenommen, die gleichzeitig auch psychotrope Medikamente erhielten, so steigt dieser Anteil auf 18 %. 21 % der Patienten erhielten ausschließlich psychotrope Medikamente. Werden die Patienten hinzugenommen, die gleichzeitig auch Anti-Epilepsie-Medikamente erhielten, so steigt dieser Anteil auf 25 %.

Eine weitere japanische Studie fuhrte zu vergleichbaren Ergebnissen. Somit sind dies repräsentative Werte für den Anteil der mental retardierten Patienten, die medikamentoser Behandlung bedurfen. Angesichts des hohen Anteils mental retardierter Patienten mit neuropsychiatrischen Komplikationen und der daraus resultierenden Anzahl verabreichter psychotroper Medikamente besteht ein klarer Bedarf an entsprechender Schulung des beteiligten Personals. Daraus ergibt sich die Empfehlung dieser Untersuchung für Maßstäbe und Masnahmen für ein integriertes Ausbildungs- und Pflegesystem.

(Ursprünglich erschienen in Journal of Disability and Medico-Pedagogy Vol.10 p15-16)

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